Weltweit erste Methanol-Fähre fährt in der Ostsee
Die Reedereien sind unter Zugzwang: Seit Anfang des Jahres gelten für den gesamten Schiffsverkehr in der Nord- und Ostsee die Umweltauflagen der Internationalen Schifffahrts-Organisation.
In den sogenannten Emission Control Areas müssen die Schiffsbauer den Schwefelanteil in den Treibstoff-Abgasen von derzeit einem auf 0,1 Prozent senken.
Solche Emissions-Sondergebiete werden keine Ausnahme bleiben. In den Vereinigten Staaten, Kanada und Mexiko sollten weitere folgen. Bisher fahren die Schiffe auf den Weltmeeren noch mit Schweröl und sind die reinsten Dreckschleudern: Neben Kohlendioxid, Stickoxiden und Rußpartikeln belastet auch Schwefeldioxid Mensch und Natur.
Die Reedereien reagieren darauf mit grüneren Antrieben. So fährt die norwegische Fährte „Ampere“ beispielsweise bereits seit Anfang des Jahres elektrisch. Doch um die Umwelt zu schützen, helfen in der Schifffahrt nicht nur Batterien.
22 Millionen Euro für den Umbau
Die Stena Line Group setzt bei dem Antrieb einer Fähre nun auf Methanol. Als weltweit erstes Schiff pendelt die „Stena Germanica“, eines der größten Fährschiffe der Welt, zwischen Kiel und Göteborg (Schweden) mit dem umweltfreundlichen Kraftstoff.
Dafür wuden die Motoren, Treibstoffsysteme und Tanks umgerüstet. Rund 22 Millionen Euro kostet der von der EU-Initiative „Motorways of the Seas“ geförderte Umbau, bei dem zusätzlich auf Marinediesel umgeschaltet werden kann. Getankt wird in Göteborg.
Für das Engagement erhielt Niclas Mårtensson, Chief Operating Officer der Stena Line Group, von den Unternehmen der Kieler Hafenwirtschaft den Preis für Nachhaltigkeit und Umweltschutz im Fährverkehr. Vor kurzem wurde das Unternehmen zudem auf der Green Ship Technology Conference in Kopenhagen mit dem „Ship-owner of the year“ („Reederei des Jahres“) ausgezeichnet.
Methanol kann aus Naturgas, Biomasse oder CO2 hergestellt werden. Es wird hauptsächlich in der Industrie als chemische Basis und als Lösungsmittel verwendet, ist aber auch ein ausgezeichneter Brennstoff. Wegen seiner einfachen Handhabung ist der Kraftstoff besonders für den Verkehrssektor geeignet. Für große Schiffsmotoren wurde er bisher aber noch nicht eingesetzt.
Methanol verringert Ausstoß von Schwefel, Stickstoff und CO2
Dabei hat Methanol echte Vorteile: Verglichen mit Schweröl verringert sich der Ausstoß von Schwefel um 99 Prozent, von Stickstoff um 60 Prozent, von Rußpartikeln um 95 Prozent und von Kohlendioxid um mindestens 25 Prozent. „Durch den Einsatz von Methanol erfüllt die Stena Line nicht nur die strengen Umweltauflagen im Fahrtgebiet Ostsee, sie leistet darüber hinaus auch noch einen signifikanten Beitrag zum Klimaschutz“, betonte Dirk Claus, Geschäftsführer der Seehafen Kiel bei der Preisverleihung.
Für die Schweden ist das nicht die erste Umweltmaßnahme. Als weltweit erste RoPax-Fähre sind bei der Stena Jutlandica Katalysatoren für alle Motoren eingebaut worden. In den Häfen von Göteborg und Hoek van Holland wird Landstrom genutzt, um so den Treibstoffverbrauch und die Auswirkungen durch Abgase auf die Umwelt zu minimieren. Ab diesem Jahr fahren alle 38 Schiffe mit Marinediesel. Zudem will die Reederei in den nächsten Jahren der Einsatz von Abgaswaschanlagen (Scrubbern), Flüssiggas und elektrische Antriebsarten prüfen.
Link zum Original-Artikel von Angela Schmid in der Green-Wirtschaftswoche